2.5.1 John Milton: Biographie (2024)

2.5.1 John Milton: Biographie (1)

John Milton wurde 1608 in London geboren. Er stammte aus einer wohlhabenden Familie, die ihren Sitz auf dem Landgut bei Thame in Oxfordshire hatte. Bereits sein Vater war zum Protestantismus übergetreten. Seine Erziehung erhielt Milton zuerst im elterlichen, streng puritanischen Haus, dann in der Schule von St. Paul, bis er 1624 mit 15 Jahren in das Christ's College der Universität Cambridge eintrat. Er war ein ausgezeichneter Schüler und Student und erwarb 1632 an der Universität Cambridge den Magistertitel.

Zurück auf dem Landgut der Familie widmete sich Milton weiter den Geschichtsbüchern und der klassischen Literatur, dabei beschäftigte er sich vor allem mit Shakespeare und dessen Zeitgenossen. Den Vorschlag seines Vaters, Theologe zu werden, lehnte er ab, denn er wollte sich nicht der Tyrannei der anglikanischen Kirche unterwerfen.

Zu der Zeit leitete Erzbischof William Laud (1573-1645) die Anglikanische Kirche. Laud versuchte mit der gewaltsamen Hilfe von König Karl I. anglokatholische Grundsätze zu erzwingen. Seine rückhaltlose Unterstützung der königlichen Politik weckte in fast allen Lagern heftigen Widerstand. Das Lange Parlament klagte ihn 1641 des Hochverrats an und verurteilte ihn am 4.1.1645 zum Tode.

Aus dieser Jugendzeit stammen die Arcades, die Elegie Lycidas, eine Klage um den Tod eines Freundes und die berühmten Gedichte L'Allegro und Il Penseroso, in denen sich am deutlichsten die Gemütsrichtung Miltons offenbart.

Milton war bereits berühmt, als er 1638, vom Tod seiner Mutter erschüttert, eine Reise nach dem Kontinent antrat. In Paris verkehrte er mit Hugo Grotius und in Italien lernte er Galilei kennen. Als bürgerliche Unruhen in England ausbrachen, kehrte Milton in seine Heimat zurück. In den Jahren 1640–60 setzte er sich mit der Feder rückhaltlos für das puritanische Commonwealth und für seine eigenen ethischen, politischen und religiösen Ideale ein.

Seine Mitwirkung bei den politisch-kirchlichen Ereignissen begann mit fünf publizistischen Abhandlungen (zwischen 1641 und 1642), in denen sich Milton gegen den Schaden erhebt, der die englische Reformation – durch Verschärfung der bischöflichen Verfassung und Annäherung der Anglikanischen Kirche an dem Katholizismus – angerichtet hatte. Milton erklärte den Katholizismus zu einer politischen Partei, die unter dem Schein einer Kirche die priesterliche Tyrannei anstrebte.

Seine unglückliche erste Ehe mit Mary Powell bewog ihn dazu, sich in seinen Schriften für die Lösbarkeit der Ehe einzusetzen. Die auf diesen Text verhängte Zensur brachte eine weitere Schrift Miltons hervor, seine berühmte Areopagitica (1644). Sein Wirken offenbart Miltons humanistisch fundiertes Grundprinzip der individuellen Freiheit und der dominierenden Vernunft.

Politisch schon längst auf der Seite der Antiroyalisten stehend, schloss Milton sich den Independenten an, um unter Oliver Cromwell mit revolutionärer Inbrunst für dessen Ziele einzutreten. Seit 1649 hatte er das Amt des Staatssekretärs im neuen Council of State inne, bis ihn seine fortschreitende Erblindung (1651) zur Amtsniederlegung zwang. In dieser wichtigen und einflussreichen Stellung, die er während der ganzen Dauer der Republik bekleidete, veröffentlichte er 1649 die schon vor dem Tode des Königs begonnene Schrift The Tenure of Kings and Magistrates, eine bedingungslose Rechtfertigung der Hinrichtung Karls I. aufgrund des Naturrechts.

Im Gegenzug verfasste der Bischof von Exeter die Schrift Eikon basilike: Das Bildnis Seiner geheiligten Majestät in seiner Einsamkeit und Qual. Dieses anonym erschienene Buch, das sich für ein nachgelassenes Werk des Königs ausgab, war bald in 47 Auflagen im Land verbreitet. Darin wurde Karl I. als edler, grossmütiger Herr geschildert. Unverzüglich antwortete Milton mit seinem Eikonoklastes, worin er den Betrug enthüllte und eidbrüchige Fürsten und ihre grossen öffentliche Sünden an den Pranger stellte.

Der gelehrte Claudius Salmasius reagierte mit der Defensio regia scharf auf Miltons Beharrlichkeit, worauf Milton – mit nicht weniger Impetus – 1651 in der Defensio pro populo anglicano eine Antwort fand. In dieser Schrift verkündet er die Freiheit als ein angeborenes Recht der Völker kraft Naturrecht. Er spricht der Nation das Recht zu, einen verräterischen Tyrannen zu richten und zu strafen ("Tyrannenmord"). Ferner hält er dafür, dass die politische Gewalt ursprünglich beim Volk liegt. Die Gewalt der Könige sei vom Volk zu getreuen Händen übertragen und anvertraut worden, wobei die Gewalt im Grunde immer beim Volk verbleibe und ihnen nicht genommen werden könne. Das Buch ist eine Oppositionsschrift von weltgeschichtlicher Bedeutung, es wurde zum politischen Erbauungsbuch der Puritaner und in ganz Europa begierig gelesen. Die übermässige Anstrengung bei der Ausarbeitung dieser Schrift, mit der er vom Staatsrat beauftragt worden war, hatte indes seine gänzliche Erblindung zur Folge. Einige kleinere Flugschriften im Interesse der Republik (Upon the Model of Common-Wealth, Ready and Easy Way to Establish a Free Common-Wealth) beschliessen die Reihe seiner politischen Schriften.

Nach dem Fall der Republik und der Wiedereinsetzung der Stuarts wurde Milton von Seiten der Royalisten und Presbyterianer harten Verfolgungen ausgesetzt. Am 16. Juni 1660 wurde die Defensio öffentlich durch den Henker verbrannt, und nur durch die Fürsprache einflussreicher Freunde gelang es, den bereits verhafteten Dichter zu befreien. Milton starb am 8. November 1674 in Bunhill bei London und wurde in der Kirche St. Giles begraben. 1737 setzte man ihm ein Denkmal in der Westminsterabtei.

Die schöpferischen Kräfte grossen Dichtertums, die schon in seinen Gedichte offenbar werden, kommen an zwei gewaltigen epischen Stoffen zu voller Entfaltung: Paradise Lost (diktiert: 1658–1663, gedruckt: 1667) einerseits, welcher die heroisch-epische Tradition der Renaissance fortsetzt und Paradise Regained (1671) andererseits, der das Leben als eine Folge von Versuchungen darstellt, an deren Ende der in Christus beispielhaft vorgegebene Triumph der Vernunft über die Leidenschaft als Erlösung steht. Diese zwei Werke fördern die ideologische Haltung Miltons zutage, die zugleich christlich-puritanische als auch freiheitlich vernunftgeprägte humanistische Züge hat. So wird Milton nicht nur für die christliche und humanistische Strömung als Vordenker in Anspruch genommen, sondern auch als Verfechter einer Vernunftreligion und Repräsentant des englischen Persönlichkeitsideals des Liberalismus.

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